Viele-Sein

Viele-Sein

das Podcast zum Leben mit dissoziativer Identitätsstruktur

Transkript

Zurück zur Episode

SPEAKER: S1

SPEAKER: Hallo und herzlich Willkommen zu Viele-Sein, dem Podcast zum Leben mit dissoziativer Identitätsstruktur. Ich bin Hannah Rosenblatt und spreche heute mal wieder mit Vielfalt. Hallo! Lang ist's her.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja, das ist richtig. Genau. Endlich mal wieder. Neues Jahr. Neues Glück. Wie sagt man? Ich weiß es nicht. Schauen wir mal..

SPEAKER: S1

SPEAKER: Witzig, dass wir dann über so ein Dauerbrenner altes Thema sprechen. Essen als Selbstregulierung.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Oh ja. Ein sehr, sehr, sehr altes Thema tatsächlich, ja.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja. Wie lange habt ihr damit jetzt schon zu tun?

SPEAKER: S2

SPEAKER: Dann käme ja raus, ungefähr, wie alt wir sind. Man ziehe ungefähr neun Jahre ab und dann kann man damit ungefähr anfangen. Ja, sicherlich. Noch in unserer Kindheit ist das ein ganz ganz tief verankertes Thema tatsächlich, was leider auch viel mit unserer Existenz zu tun hat.Genau

SPEAKER: S1

SPEAKER: Genau im Sinne von ist es existenziell zu essen oder im Sinne von...

SPEAKER: S2

SPEAKER: Auch

SPEAKER: S1

SPEAKER: Okay

SPEAKER: S2

SPEAKER: Also ist es existenziell zu essen. Es gab sicherlich auch Gründe, warum sich das so bei uns entwickelt hat und auch wir haben sicherlich auch Gründe gehabt, dann Dinge anders und weiter, also im Zweifel auch ins Negative bei uns dann zu entwickeln. Und ja, dass wir jetzt darüber ein Bewusstsein haben, dass es so ist, wie es bei uns ist, sind ungefähr acht Jahre. Im Laufe der Therapie kam da ein anderes Bewusstsein für uns dazu. Und ja. Wir konnten sehen, was wir da tun und warum wir das tun.Und genau. Ja.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Das heißt, vorher war das dissoziiert und...

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja.So, ja. Ziemlich dissoziiert.Genau.

SPEAKER: Ja, und es ist auch zum Teil immer noch. Aber wir haben für uns Mechanismen entwickelt, dass wir das mehr mitbekommen. Genau. Und setzen es manchmal sogar inzwischen bewusst ein. Also das ist was ganz Neues, gerade bei uns, dass wir bewusst das einsetzen, um unsere Spannung zu regulieren. Also gewollt sozusagen.Ja.

SPEAKER: Aber vielleicht fangen wir noch mal in einem anderen Punkt an Und nicht am Ende? Ich weiß es nicht.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja,ich wollte auf jeden Fall fragen, um welche Richtung es bei euch geht. Geht es um ganz viel Essen oder um ganz wenig Essen Oder ums Essen bestimmter Dinge?

SPEAKER: S2

SPEAKER: Naaaaaja - Essen bestimmter Dinge eher weniger. Es geht häufig darum, eher zu viel zu essen. Und es gibt aber auch Phasen, wo dann gar nicht gegessen wird oder ganz, ganz restriktiv dann in den Phasen tatsächlich auch nur bestimmte Nahrungsmittel. Aber es ist eher bei uns die Idee der Spannungsregulation, dass dann ja letztendlich zu viel gegessen wird, ja. Was kein einfaches Thema für uns ist. Also das ist schon. Wir merken gerade, dass wir doch ganz schön Roulette fahren gerade. Aber ich finde es wichtig, dass auch darüber geredet wird und uns ist es ein Anliegen.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Hat es bei euch auch so einen Schamaspekt?

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja, ganz, ganz groß.

SPEAKER: S1

SPEAKER:

SPEAKER: S2

SPEAKER: Wir haben früher auch nie unter Menschen gegessen.Das ging gar nicht, oder ja, in der Öffentlichkeit oder so, na?

SPEAKER: S1

SPEAKER: Was so schade ist. Ich hatte neulich darüber nachgedacht, warum ich auf einer Wandertour eigentlich wenig Probleme habe zu essen. Und das eine ist, man isst halt so on the go ist nicht so sehr darauf konzentriert oder man ist sehr darauf konzentriert, weil man sich schon den ganzen Tag darauf freut und sich damit über schwierige Abschnitte so rettet. Aber auch ... mir sind dann auch so einige Situationen eingefallen, dass das so... Abends auf dem Campingplatz mit anderen abgekämpften Radler_innen oder Wander_innen so einfach irgendwas zu essen, was schnell geht, aber irgendwie auch okay schmeckt. Dass das ein ganz angenehmer Kontakt ist, auch. Also dann. Dann esse ich zwar mit anderen Leuten, aber die essen den gleichen Scheiß wie ich und die sind genauso fertig wie ich. Ja, und diese, diese Gleichheit dann, macht es irgendwie, denn das hebelt diese Scham voll auf. Ich komme mir dann halt nicht vor wie ein wie ein willenloses Schwein, sondern einfach okay, wir haben alle Hunger, okay. So.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Wenn wir den Kontext für uns mal übersetzen würden, hätten wir dann für uns innerlich die Erlaubnis essen zu dürfen, weil wir ja vorher Sport gemacht haben und gewandert wären. Das käme bei uns noch mit rein.

SPEAKER: Das ist ein ganz großes Ding, Dinge dann zu dürfen oder nicht zu dürfen und ja.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Wisst ihr zufällig, ob es da eine biologische Grundlage für gibt? Dass sich das so entwickelt?

SPEAKER: S2

SPEAKER: Mal von Trauma abgesehen?

SPEAKER: S1

SPEAKER: Nein, ich meine, es ist ja... Es ist ja nicht nur Selbstmedikation. Es ist ja nicht nur - weiß ich nicht - der Adrenalinrausch, "ah ich habe jetzt was" So kann ja auch noch was anderes sein.

SPEAKER: S2

Also bei manchen Nahrungsmitteln ist es bei uns sicherlich auch eine gewisse... Also könnte es eine gewisse Suchtkomponente geben, also Dopaminausschüttung. Wenn wir dann bei der biologischen Grundlage in dem Sinne bleiben, dass es sicherlich Dopamin ausgeschüttet, alles was mit Zucker zu tun hat und alles was mit Fett zu tun hat. Ähm, und das können wir bei uns auch beobachten tatsächlich... in bestimmten Phasen wird das mehr konsumiert und das ist für uns dann nachvollziehbar, warum das getan wird. Also schon um diesen Beruhigungseffekt dann tatsächlich auch darüber zu bekommen. So rein aus biologischer Grundlage kann man das schon nachvollziehen. Ja, die Ursachen sind aber natürlich sicherlich eher dann auch im Trauma verhaftet. Also ich denke da nicht: Ich möchte heute einen Kick haben, Weil irgendwie, weil... weil wäre schön.

Also bei manchen Nahrungsmitteln ist es bei uns sicherlich auch eine gewisse... Also könnte es eine gewisse Suchtkomponente geben, also Dopaminausschüttung. Wenn wir dann bei der biologischen Grundlage in dem Sinne bleiben, dass es sicherlich Dopamin ausgeschüttet, alles was mit Zucker zu tun hat und alles was mit Fett zu tun hat. Ähm, und das können wir bei uns auch beobachten tatsächlich... in bestimmten Phasen wird das mehr konsumiert und das ist für uns dann nachvollziehbar, warum das getan wird. Also schon um diesen Beruhigungseffekt dann tatsächlich auch darüber zu bekommen. So rein aus biologischer Grundlage kann man das schon nachvollziehen. Ja, die Ursachen sind aber natürlich sicherlich eher dann auch im Trauma verhaftet. Also ich denke da nicht: Nein, das sind ja völlig nicht steuerbare Mechanismen für uns.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja, ich denke halt irgendwie, wenn man Trauma und einen auf das Trauma angepasste oder auf chronisch traumatisierendes Leben angepasster Körper hat, da ist ja genau das Problem, dass der manchmal mit der Regulation nicht so... Ich hätte jetzt fast gesagt "zuverlässig funktioniert". Das stimmt ja aber nicht. Ähm.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Alltagsangepasst vielleicht. Oder realitätsangepasst. Das wäre es für uns ja, was wir da so sagen würden.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja, genau. Genau. Aber. Also prinzipiell schafft es ein Körper ja, sich zu regulieren. Auch hormonell. Also nehmen wir jetzt mal einen gesunden Körper. Der hat einen anstrengenden Tag und hat viel rausgeballert. Auch ein nicht traumatisierter Mensch hat ja dann dieses "Okay, ich muss jetzt irgendwie mal ein Stück Obst mehr essen oder so. Ich brauche einfach Energie." Also dieser Impuls ist ja durchaus da.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Der auch verständlich ist, weil er der Kopf an sich ganz sicher viel Zucker verbraucht. Also der der Kopf verbraucht. Ich glaube, 30 % der Energiereserven, die wir haben wird über... oder Energie, die reinkommt, wird für den Kopf verbraucht. 30 % für Verdauung und der Rest halt so fürs allgemeine Leben. Und wenn man viel denkt, wenn man viel denkt, dann verbraucht man natürlich auch viel Energie und da ist es erst mal für den Körper, also von der Körperlogik klar, dass Zucker in irgendeiner Form rein muss, weil schnelle Energiequelle.Ja.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Genau für mich. Ist dann irgendwie spannend so rauszufinden. Okay, prinzipiell gehe ich jetzt mal davon aus, dass mein Körper nicht kaputt ist, dass er einfach, wenn nicht jetzt zum Beispiel durch ein paar Tage Flashbacks gegangen bin oder durch einfach insgesamt auch emotional aufwühlende Therapiearbeit zum Beispiel, dass er mir dann sagt "Hallo, ich brauche mal ein bisschen mehr." Das ist ja erst mal nicht falsch. Also es ist ja dann. Dann ist das Essen ja ganz zwangsläufig ein Mittel zur Selbstregulation. Aber wenn das dann so überbordend ist, ist es dann. Also was glaubt ihr, ist das dann eher so eine Missinterpretation, weil man traumatisiert ist, dass man denkt "Oh Scheiße", also unbewusst denkt "Oh Scheiße, ich sterbe gleich, mein Körper will so viel. Das heißt ja, es kann ja nur bedeuten, dass ich gar nichts habe, also muss ich ganz viel essen." Oder gibt es da noch andere? Was sind eure Theorien?

SPEAKER: S2

SPEAKER: Das ist eine Theorie von uns. Finden wir jetzt ganz interessant, dass ihr auch schon... Also das auch jemand anderes auch schon genau in die Richtung gedacht hat. Das ist auch gerade der Punkt, wo wir anfangen oder an dem wir jetzt viele Jahre gearbeitet haben zu erkennen "Was ist denn im Außen jetzt wirklich gewesen, um zu rechtfertigen, dass unser Körper Energie braucht?" Weil sonst ist es... wenn wir diese, diese Denkleistung nicht vollziehen, dann kann es ganz schnell kippen, in dem wir dann plötzlich ganz, ganz viel anfangen zu essen, weil wir diesen Stopp dann einfach nicht reinbekommen, weil wir, weil ja ... sicherlich dann auch Selbstbestrafungsmechanismen dann in dem Sinne ablaufen, weil ganz viel Ekel, ganz viel Scham daran gebunden ist und man dann trotzdem nicht aufhören kann sozusagen. Also das ist so, so das eine.

SPEAKER: Wir haben für uns noch eine andere Erklärung jetzt über die Therapie gefunden, also es gibt bei uns tatsächlich auch welche, die nicht hier orientiert sind im Hier und Jetzt und die... Ja, es ist gerade schwierig, darüber zu reden... die tatsächlich ja ihr reales Leben waren Verhungerszenarien, wo sie kein zu Essen bekommen haben aus diversen Gründen. Und wenn die angetickt sind, dann wird bei uns übermäßig gegessen. Und da gibt es drei ganz, ganz konkrete Nahrungstrigger für uns, die wir da ausgemacht haben, die wir jetzt so auch nicht mehr essen können oder nicht mehr zu uns nehmen können, weil das einfach das auslöst.

SPEAKER: Und ja, also das sind für uns die beiden. Also das eine ist noch, finden wir noch relativ normal, das können wir an Dingen festhalten. Seid ihr noch da?

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja, ich bin noch da. Ich überlege gerade... Das. Ich überlege gerade, dass das ja dann auch mit dieser, mit dieser Fehlinterpretationsidee zusammengehen könnte.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Absolut, ja.

Speaker: S1

Speaker: Wenn man jetzt mal Wechsel zu anderen Innens auch als Körperfunktion versteht, um mit Körperreizen umzugehen, mit Impulsen, dann ist es ja logisch, dass das passiert. Und dann ist auch logisch, dass du mit dem Kopf nicht dagegen ankommst.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Weil ich das Problem auch nicht habe, ne.Also das ist so.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Naja, und weil du nicht der Zustand bist.

Speaker: S2

Speaker: Genau. Ja.

Speaker: Du bist einfach nicht die Antwort auf diesen Impuls in dem Sinne.

Speaker: S1

Speaker: Genau. Ja.

Speaker: S2

Speaker: Ja. Ich also... Und das würde einfach erklären, warum wir auf Radtouren oder wenn wir unterwegs sind, einfach so gut zurechtkommen. Dann ist unser gesamter Status ein anderer. Wir sind ganz viel weniger am Kopf, sondern viel mehr am Körper und dann sind die Antworten auch anders. Dann sind aber auch die Möglichkeiten anders, also auch die... Die Reorientierungsmöglichkeiten sind andere. Denn... weil es ist ja auf einer Radtour häufig so, dass du... Also man ist ja in Deutschland selten so ab vom Schuss, dass man nicht schnell an Essen rankommt. Aber es ist trotzdem so, dass das ja nicht so ist, dass... So nehmen wir jetzt... also, dass du verschwitzt und dreckig einfach mal eben so in Laden gehst. Das ist ja auch nicht. Es ist schon so, dass man so ein bisschen sich davon fernhalten muss, so, und ganz auf sich selber angewiesen ist. Und das ist bei uns dann so ein so ein Ding "Ich muss mich um mich kümmern, Ich habe Hunger, ich muss was essen. Gott sei Dank habe ich was da." Und dadurch, dass das aber alles umständlicher ist als ich, muss es mehr zubereiten oder ich muss es aus meinen Sachen auspacken. Also da ist noch mal so eine Ebene dazwischen, die mich aus diesem völligen... Ich sage mal Black out... Das stimmt bei mir halt nicht... Also ich verliere nicht komplett den Faden, aber dieses ich verliere den Bezug zu dem, was ich mir vorgenommen habe und zu dem, was, was mir wichtig ist. Das verliere ich im Alltag dann eher, als wenn ich unterwegs bin, weil ich da sehr bewusst habe okay, wenn ich jetzt alles aufesse, dann muss ich an einen früheren Punkt finden, wo wir übernachten, damit wir da noch einkaufen gehen können für die Tage danach.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Da hängt einfach viel mehr dran, weil man einfach auch nicht so viel mit hat. Die Ressource ist einfach begrenzter, auch in dem Sinne.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Genau. Und es gibt keine Möglichkeit das zu dissoziieren, also ohne sich zu gefährden. Und im Alltag ist das alles ein bisschen anders.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Wie ist das denn bei euch? Ist das bei euch dann auch eher zu viel oder zu wenig oder restriktiv? Oder wie ist das bei euch verankert?

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ich muss überlegen... Also wir essen ja normalerweise restriktiv, weil wir vegan essen. Das ist ja schon restriktiv in dem Sinne. Wir haben aber durchaus auch Situationen oder Lebensmittel, die wir nicht rausstreichen. So was wie Honig zum Beispiel. Oder auch Eier. Weil das immer wieder. Das ist einfach. Ja. Punkt. So, das sind einfach Sachen, die wir nicht konsequent rausstreichen. Die wir auch essen, wenn es drin ist. Also so. Also diese diese Ebene ist halt irgendwie immer mit drin, aber sie ist halt auch drin, seit wir uns mit unserem Essverhalten insgesamt auseinandergesetzt haben und seit wir gemerkt haben, dass es uns besser tut, also dass wir insgesamt weniger Schmerzen haben, weniger Schwierigkeiten haben. Körperlich. Seit wir uns vegan ernähren. Aber es ist eine Restriktion. Das ist etwas, was man halt einfach so irgendwo hingehen und irgendwas nehmen und essen ist halt nicht da ist halt immer schon diese Ebene drin. Und dann, wenn es zum Beispiel dazu kommt, dass wir eben doch einigermaßen wahllos essen kommt dann halt nicht nur diese Ebene von "Ich habe was gegessen", sondern auch "Ich habe unfassbares Leid und Elend ausgenutzt, so von den Tieren." Die Ebene kommt irgendwie auch noch dazu, das es dann halt ordentlich. Ich weiß nicht, ist das ein sag ich jetzt ist das nicht gesund? Äh es ist halt einfach nicht frei und nicht ähm. Nicht entspannt oder sorglos. So, das kann ich nicht ausschalten.

SPEAKER: Aber jetzt muss ich halt. Ich weiß nicht, wie ich es einordne, weil wir... Wir sind jetzt gerade irgendwie seit einem Jahr oder so in so einer Schleife von "Wir wollen... Wir haben ein Zielgewicht", weil wir eben diesen Kinderwunsch haben und dann ist es. Es ist einfach nachgewiesenermaßen leichter, wenn man sich da in einem gewissen Gewichtsbereich bewegt. Nun haben aber gleichzeitig auch total klar, dass es sehr anstrengend ist, abzunehmen. Für uns. Ähm und sehr zeitintensiv, weil wir einfach dann... wir können halt nicht sagen "okay, wir essen einfach weniger hinzu und behalten unser Bewegungslevel", sondern ne ne, wir müssen unser Bewegungslevel hochfahren. Und das macht es dann ganz anstrengend. Jetzt eier ich so um die Frage rum Essen wir zu viel oder essen wir zu wenig?

SPEAKER: Wir essen zu viel. Definitiv auch. Aber wir haben diese Fressattacken nicht mehr. Ja, es ist einfach. Bei uns ist das glaube ich eher so, dass wir abends, wenn wir zur Ruhe kommen, spüren, dass wir Hunger haben, weil wir den Tag über dauernd vergessen zu essen. Ich habe zwar meinen Plan und ich habe auch meine Mahlzeiten, aber häufig ist es dann doch so, dann ist der erste Termin um acht, der nächste um neun, um elf ist dann wieder einer und dazwischen ist so eine halbe Stunde Pause.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja ja genau.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Und in dieser halben Stunde müsste ich eigentlich dann schon was fertig haben. Was ich essen kann, habe ich aber nicht weil ich ja am Vortag nicht unbedingt weiß, was ich möchte und dann ist es auf einmal 16:00 und dann okay... Ja, dann halte ich. Dann schiebe ich mir jetzt noch irgendwie ein Obst rein... Und dann ist es... Dann ist das Abendessen. Und dann kommt halt alles zusammen. Und dann halt irgendwie. Dann ist das ja schon dieses Problem von "Ich habe mega Hunger, ich bin aber auch super k.o." Ähm, und dann kommt durch dieses Vegane noch dazu, dass ich, um auf eine Kalorienzahl zu kommen, die reasonable ist, also die auch meinem Bedarf entspricht, ist das eine ganze Menge. Ja, und dann? Dann hat man einfach so ein. Dann hat man einfach Riesenportion. Äh. Und eine große Menge. Und jetzt, seit wir das mit dem Magen haben, müssen wir halt auch auf Fett achten. Also wie viel, dass es nicht zu fettig wird, was eigentlich immer so meine Strategie war. Hülsenfrüchte und Fett. Also davon braucht man nicht viel, aber kommt dann halt gut auf die Kalorien und so

SPEAKER: S2

SPEAKER: Aber Hülsenfrüchte und Fette sind für den Magen auch echt das ist nicht das beste.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ganz genau. Und das ist irgendwie. Also wir fallen dann halt eher zum Abend hin so auseinander und dann lässt die Kontrolle nach und dann ist es einfach zu viel. Und das halt jetzt schon über Jahre irgendwie. Und das ist aber auch so... Da würde ich halt nicht denken. Okay, es ist eine Trauma Reaktion oder so. Das ist glaube ich bei uns nur noch Gewohnheit. Ich müsste einfach bestimmte Gewohnheiten in meinem Alltag ändern und die kann ich nicht einfach verändern aufgrund von Traumareaktion. Das ist halt so dieser ganze Funktionsmodus über Tag. Der hält sich ja im Grunde nur aufgrund von so traumabedingten Angstkreiseln, von Angst zu versagen. Angst bestraft zu werden, wenn man was nicht hinkriegt on time und so. Und das ist. Also das ist bei uns eher die Schraube. Wir hatten das aber auch, dass wir lange Phasen total viel Beruhigung darin gefunden haben, nichts zu essen. Ja, weil wir uns dann gespürt haben so, weil der Körper ja dann irgendwann auch schreit. Also das ist ja dann einfach brüllt ja, jedes, jede Zelle schreit nach, nach Futter und diese Körpererfahrung...

SPEAKER: S2

SPEAKER: Aber andererseits werden auch Endorphine ausgeschüttet deswegen. Das ist ja genau das, warum man sich dann beruhigt fühlt, wenn man nichts isst.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ich hatte halt vor allem dieses Ich spüre meine Mitte. Genau,

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja ich weiß. Ja, ja, ja.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Und ich habe mich ja natürlich auch überlegen gefühlt. Ich meine, wir leben in einer Diätkultur.

SPEAKER: S2 Ich weiß

SPEAKER: S1

SPEAKER: Es ist einfach, dass die Leute, die sich beherrschen können, die die sind halt King, so ungefähr sind überlegen und die haben so eine Stärke, blabla. Und ich habe mich so oft so ausgeliefert gefühlt, dass das natürlich, also da musste man ja nicht weit greifen. So und... Wenn man sich halt da drin bewegt, ist es trotzdem noch möglich in Kontakt zu gehen mit Leuten, weil diesen Kampf um die Restriktion und dieses Aufrechterhalten von Diäten, das kennen alle irgendwie. Oder auch dieses diffuse Unwohlsein mit dem eigenen Körper und dem eigenen Essen. Ich kenne niemanden in meiner Umgebung, der das nicht hat.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Man dockt dann halt schneller an bei Leuten oder Leute, docken dann bei einem an, irgendwie zumindest auf dieser Ebene oder der Thematik.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja genau. Und das ist was ganz anderes, als wenn man sagt ich esse halt zu viel.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja, das stimmt. Ganz sicher.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja, das gibt halt wieder keiner zu.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja, weil da so ganz viele auch Glaubenssätze dranhängen, die ja auch bei anderen Menschen irgendwie sehr involviert sind, auch wenn die jetzt kein Trauma in dem Sinne haben. Aber wir haben da auch mal mit Freundinnen bei uns im Kreis drüber gesprochen, weil wir da für uns gerade einen anderen Umgang finden möchten, Also wir... Also wir kämpfen da für uns tatsächlich, dass das nicht schlimm ist. Auch wenn man ein gewisses Gewicht, also mehr Gewicht in dem Sinne hat. Tatsächlich ist es ja auch so klar, wenn man in irgendeiner Form über eine gewisse Grenze drüber geht, klar hat das ganz große gesundheitliche Folgen, das ist natürlich nicht wegzudiskutieren, aber ein gewisses Maß an ein bisschen zu viel wird in unserer Gesellschaft ja trotzdem schon sofort als hoch kritisch angesehen. Wenn man dann aber mal mit Medizinern spricht, unter anderem auch wir mit unserer Hausärztin, die da wirklich sehr gechillt ist, wo wir jedes Mal sagen "Oh, wir haben bestimmt das und das, weil zu viel Gewicht", wo sie immer abwinkt und sagt "Nein, das liegt jetzt da und da dran" und dann hat sie auch meistens recht.

SPEAKER: Und das ... Das ist die Schmerzen, die wir zum Teil in den Gelenken haben, die kommen von unserer Fibromyalgie und die kommen nicht dafür da. Klar ist zu viel Gewicht dann sicherlich in irgendeiner Konsequenz, dann auch wieder etwas, was da sicherlich mit reinspielt. Aber es ist nicht die Ursache von unserem Übel. Das sind dann andere Gründe,

SPEAKER:

SPEAKER: S1 Ja, es ist nicht die Strafe fürs fett sein.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja, danke, danke, dass du sagst. Und das ist so da, da kämpft. Also da haben wir tatsächlich für uns auch so ein bisschen einen Aufklärungswunsch auch in unserem Freundeskreis, dass die Menschen ein bisschen ein anderes Bewusstsein darüber bekommen. In unserer Gesellschaft wird ja eh auch finde ich sehr merkwürdig häufig gegessen und dieses ständig und immer und überall hoch fettreiche, hochkalorische Lebensmittel zur Verfügung zu haben. Das finde ich auch ein grundsätzliches Problem, weil es ist überall verfügbar, aber eigentlich darfst du es nicht essen, weil dann wirst du fett. Also diese Doppelmoral, die da irgendwie auch immer mit drin steckt, die tickt bei uns natürlich auch Traumadinge an, weil ja, ne Doppelmoral, ja, das ist genau das.

SPEAKER: Und da versuchen ja genau und das ist halt etwas, wenn wir uns jetzt mal so ein bisschen weg von diesen Traumaschleifen bewegen. Aber etwas, womit wir jetzt über die Therapie schon ganz gut arbeiten konnten. Und ja, zum Beispiel ist es bei uns auch ein ganz riesiger Glaubenssatz Man darf nur einmal am Tag warm essen. Völliger Blödsinn. Wir essen inzwischen drei warme Mahlzeiten, wenn es uns gut geht und wenn wir da Kraft wir haben, weil wir das einfach viel, viel besser verwerten. Und oh Wunder, wir nehmen dann sogar ab, auch wenn das manchmal dann gar nicht so das Ziel war. Aber das sind so so Dinge und so hat ja jeder so seine eigenen Glaubenssätze eingetrichtert bekommen.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja, apropos Glaubenssatz Ich find das total spannend, auch irgendwie sich anzugucken, warum das Gewicht, warum auch im medizinischen Kontext oder überhaupt in allen Kontexten. Das Gewicht immer so eine Rolle spielt. Und ich glaube, dass das daran liegt, dass man so einfach Waagen herstellen kann.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Weil es einfach messbar ist, als messbar ist. Und weil die 70er 80er Jahre Fitness "Bodywahnwelle", die da irgendwie über unsere Gesellschaft drüber gerauscht ist, völlig un reflektorisch in allen immer irgendwie ja widerhallt. Und weil wir haben jetzt letztens einen sehr interessanten Artikel gelesen und zwar wurde darin auch von einer Medizinerin besprochen, dass je mehr die Menschheit oder gerade insbesondere in Deutschland, je mehr man über Diäten und gesunde Ernährung usw. weiß, desto dicker wird die Gesellschaft. Das ist halt schon irgendwie. Ich meine klar, weil Essen ist eine Copingstrategie, es ist ein Regulationsmechanismus. Da muss man sich halt wieder fragen, was ist das Problem an unserer Gesellschaft? Und ja. Dann landet man da auch wieder ganz schnell hier.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Also ich würde gerade nur kurz noch einmal aufgreifen, dieses Messen, das ist ja gar nicht invasiv bei den Leuten. Man muss die Leute nicht, man muss sie nicht irgendwie komisch lagern oder so. Man kann das einfach machen und man kann es bei jedem Menschen machen, zu jedem Zeitpunkt, das heißt in der Forschung oder in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit solchen Fragen, ist das so etwas, was man gut machen kann. Was also geht halt einfach, ne, ist leichter als ein Blutzuckerspiegel zu bestimmen, was ja jetzt auch nicht mehr so schwer ist. Aber trotzdem wirst du bevor... enn du Diabetesverdacht hast, wirst du erst mal gewogen, bevor dir dein Blutzucker abgenommen wird. Also ich glaube, das muss man sich klarmachen.

SPEAKER: Und dann gibt es ja auch diese Idee von. Ähm, ja, denn dann ist halt die Frage die Skala. Wer sagt denn, wann ist denn zu viel für wen, wann, unter welchen Umständen? Das ist also dieses für wen, wann, unter welchen Umständen. Das sind ja gar keine ... das ist ja gar nicht Teil der Skala. Es ist ja immer nur Größe, also die Höhe des Körpers und seine Masse. Also seine Antziehungskraft.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Der BMI, Ja, genau.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Und das ist das ist schon so dumm. Also das ist schon so, so mangelhaft, so, da fehlen so viele Aspekte, dass das einfach gar nicht... das mich wundert. Also eigentlich aus wissenschaftlicher Perspektive oder aus medizinischer Perspektive sollte einem klar sein, dass Gewicht eine Skala ist, die nicht taugt, also die ganz wenig Anhaltspunkte gibt.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Absolut.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Und dass diese Ebene, die du gerade hattest, mit dem "Je mehr wir über Diäten wissen, desto dicker werden die Leute", hat ja auch damit zu tun, welche Lebensmittel gerade so gehypt werden. Das ist ja dieses auch 70er 80er war ja auch diese dieser Fetthass.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja, ja, absolut.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Und das kam aber auf eine Welle, in der Milch total gepusht wurde. Also ich hatte den Podcast schon mal in einer anderen Episode empfohlen, aber ich empfehle den immer noch mal die "Milchgeschichten" von Stefanie Rückert.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja kennen wir ja

SPEAKER: S1

Das ist unfassbar, dass was ... also wo man dann heute denkt "Okay, krass. Äh. What the fuck? Wie? Wie konnte das passieren?" Dann schaut man aber, wie Fett gepusht oder nicht gepusht wurde. Und dann hatten wir jetzt in der letzten Welle die Superfoods, so ganz exotische Früchte, die uns irgendwie noch besondere Kräfte verleihen sollten. SPEAKER: S2

Das ist unfassbar, dass was ... also wo man dann heute denkt "Okay, krass. Äh. What the fuck? Wie? Wie konnte das passieren?" Dann schaut man aber, wie Fett gepusht oder nicht gepusht wurde. Und dann hatten wir jetzt in der letzten Welle die Superfoods, so ganz exotische Früchte, die uns irgendwie noch besondere Kräfte verleihen sollten. SPEAKER: Superkräfte,

SPEAKER: S1

SPEAKER: Das hatte fast was Magisches... Genau. Als ob das irgendwie möglich wäre, sich mit Lebensmitteln irgendwie zu verbessern. Und das ist aber genau die ganze Zeit die Verknüpfung "Mit diesem Lebensmittel wirst du ein besserer Mensch und erfolgreich besser versorgt, denn.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Auch "Du wirst schön, erfolgreich..." die Leute würden dich lieben und ansonsten bist du halt der letzte Loser. Und das ist schrecklich.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Dann geht es doch in dieser Kommunikation nicht um Diät und auch nicht um das Lebensmittel, sondern dann ist es eine Ansprache an das Image der Leute, auch an das Selbstbild dieser Leute. Ja, und das ist doch das. Also es ist ja total klar, dass das alles nicht. Dass das nicht das Ziel sein kann.

Auch ganz witzig in dem Zusammenhang... Im Zusammenhang mit so Toxic diet Culture habe ich neulich ein Reel gesehen von einer Comedian. Da muss ich mal gucken, ob ich das wiederfinde. Die so gezeigt hat "Jede deutsche Mutter in jeder Umkleide des Kaufhauses" und sie hat alle alles was ich so kenne aus den.. also Leute in der Generation meiner Mutter... also das sind die sind so Anfang der 60er geboren. Ähm, nee, das ist zu dick. Dafür bist du zu dick, dafür bist du zu groß, dafür bist du zu klein. Deine Oberschenkel sind zu breit dafür. Das ist ja dann die nächste Ebene. Die Klamotten, Ja, und? Naja, Modeindustrie und unsere Vorstellung von Schönheit. Du gehst in einen Laden, weil du nicht mehr gelernt hast, in der Schule oder wie auch immer selber zu nähen. Und weil an die Rohstoffe gar nicht mehr selber günstig kommst. Das heißt, du selber bestimmst schon gar nicht mehr wie du aussiehst, sondern das bestimmen irgendwelche Firmen und dann gehst du da rein, abhängig wie du bist mit all diesen Ideen darüber: "Ich habe das und das gegessen, also bin ich ein schlechter Mensch" und kommst dann da rein und wirst noch in diesem Gefühl bestätigt, weil das, was du anziehen kannst, was du ausgewählt, also was du, woraus du wählen kannst, nur du kannst ja selber nichts hexen. Darin siehst du dann auch noch überwiegend scheiße aus.

Auch ganz witzig in dem Zusammenhang... Im Zusammenhang mit so Toxic diet Culture habe ich neulich ein Reel gesehen von einer Comedian. Da muss ich mal gucken, ob ich das wiederfinde. Die so gezeigt hat "Jede deutsche Mutter in jeder Umkleide des Kaufhauses" und sie hat alle alles was ich so kenne aus den.. also Leute in der Generation meiner Mutter... also das sind die sind so Anfang der 60er geboren. Ähm, nee, das ist zu dick. Dafür bist du zu dick, dafür bist du zu groß, dafür bist du zu klein. Deine Oberschenkel sind zu breit dafür. Das ist ja dann die nächste Ebene. Die Klamotten, Ja, und? Naja, Modeindustrie und unsere Vorstellung von Schönheit. Du gehst in einen Laden, weil du nicht mehr gelernt hast, in der Schule oder wie auch immer selber zu nähen. Und weil an die Rohstoffe gar nicht mehr selber günstig kommst. Das heißt, du selber bestimmst schon gar nicht mehr wie du aussiehst, sondern das bestimmen irgendwelche Firmen und dann gehst du da rein, abhängig wie du bist mit all diesen Ideen darüber: Das heißt, du wirst dann auch noch über die Klamotten darin bestätigt, dass mit dir irgendwas nicht stimmt und dass du falsch bist und dass du hässlich bist. Du musst dich verändern und du musst dich aber dann für Dinge verändern. Oder du sollst dich für Dinge oder Instanzen verändern, die mit dir in Wahrheit gar nichts machen. Denn selbst wenn du in diese Klamotten passt, hast du ja immer noch diese Essensebene von Du darfst dann nur bestimmte Dinge essen. Und selbst wenn du das dann erfüllst, selbst wenn du alle Level durchgespielt hast, was hast du dann davon? Hunger und ne schöne Hose an. Ja, super.

Auch ganz witzig in dem Zusammenhang... Im Zusammenhang mit so Toxic diet Culture habe ich neulich ein Reel gesehen von einer Comedian. Da muss ich mal gucken, ob ich das wiederfinde. Die so gezeigt hat "Jede deutsche Mutter in jeder Umkleide des Kaufhauses" und sie hat alle alles was ich so kenne aus den.. also Leute in der Generation meiner Mutter... also das sind die sind so Anfang der 60er geboren. Ähm, nee, das ist zu dick. Dafür bist du zu dick, dafür bist du zu groß, dafür bist du zu klein. Deine Oberschenkel sind zu breit dafür. Das ist ja dann die nächste Ebene. Die Klamotten, Ja, und? Naja, Modeindustrie und unsere Vorstellung von Schönheit. Du gehst in einen Laden, weil du nicht mehr gelernt hast, in der Schule oder wie auch immer selber zu nähen. Und weil an die Rohstoffe gar nicht mehr selber günstig kommst. Das heißt, du selber bestimmst schon gar nicht mehr wie du aussiehst, sondern das bestimmen irgendwelche Firmen und dann gehst du da rein, abhängig wie du bist mit all diesen Ideen darüber: SPEAKER:S2

Auch ganz witzig in dem Zusammenhang... Im Zusammenhang mit so Toxic diet Culture habe ich neulich ein Reel gesehen von einer Comedian. Da muss ich mal gucken, ob ich das wiederfinde. Die so gezeigt hat "Jede deutsche Mutter in jeder Umkleide des Kaufhauses" und sie hat alle alles was ich so kenne aus den.. also Leute in der Generation meiner Mutter... also das sind die sind so Anfang der 60er geboren. Ähm, nee, das ist zu dick. Dafür bist du zu dick, dafür bist du zu groß, dafür bist du zu klein. Deine Oberschenkel sind zu breit dafür. Das ist ja dann die nächste Ebene. Die Klamotten, Ja, und? Naja, Modeindustrie und unsere Vorstellung von Schönheit. Du gehst in einen Laden, weil du nicht mehr gelernt hast, in der Schule oder wie auch immer selber zu nähen. Und weil an die Rohstoffe gar nicht mehr selber günstig kommst. Das heißt, du selber bestimmst schon gar nicht mehr wie du aussiehst, sondern das bestimmen irgendwelche Firmen und dann gehst du da rein, abhängig wie du bist mit all diesen Ideen darüber: (lacht) Korrekt,ja.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja. Und das ist wichtig. Das ist wichtig, dass man irgendwie versucht, für sich diese Punkte klar zu kriegen. Und ja, natürlich... Ich meine, wir streiten ganz sicherlich nicht ab, dass gewisse Erkrankungen oder die Wahrscheinlichkeit, an bestimmten Erkrankungen zu erkranken, mit höherem Gewicht ein gewisses Risiko natürlich in sich birgt. Das ist absolut klar, oder?

SPEAKER: Aber das ist auch eine klare Kausalität. Wenn ich rauche, ist die Wahrscheinlichkeit, an Lungenkrebs zu erkranken relativ hoch oder sonstiges. Das ist alles klar. Nichtsdestotrotz ist dieser dieses Bashing, was ja zum Teil dann oder zumindest so empfinden wir es oder haben es lange Zeit empfunden... Wir haben inzwischen zum Glück ein Umfeld oder das größte... Also die meisten Menschen in unserem Umfeld, die ticken da, schauen auch anders und die nehmen uns halt so wie wir sind und das ist alles und wir sind ja auch in Ordnung.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Und dann können sie ja auch nicht anders. Also ich meine, ihr seid halt wie ihr seid, auch wenn ihr dünn seid.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja, also so oder so und das ist aber es ist... Aber es spielt das Gewicht keine Rolle für uns. Tatsächlich. Und wir sind manchmal immer noch überrascht. Auch wir sind ja selbstständig und sind da für uns auch immer noch manchmal überrascht, dass es anscheinend wirklich keine Rolle spielt, weil die Leute daran interessiert sind, was in unserem Kopf ist. Und es ist egal, wie wir aussehen so, und und das ist aber irgendwie schon ein langer Weg. Das ist ein langer Weg, den man für sich da irgendwie gehen muss. Und wenn ich das für mich klar habe, heißt das aber nicht, dass andere Ebenen bei uns das klar haben. Und das ist für mich dann wieder so diese, diese, diese Schleife.

SPEAKER: Wir als funktionelles System haben da sicherlich gute Strategien in den Jahren entwickelt, aber es kann immer wieder kippen und dann sind wir dem wirklich sehr machtlos ausgeliefert. Und dann sind da ganz viele sehr, sehr unschöne Gefühle, die dann da auch dran gekoppelt sind. Und ja, wir versuchen aber inzwischen auch damit einen Umgang zu finden und haben für uns festgestellt, je weniger wir gegen diese Hassschleifen anarbeiten und einfach das auch mal zulassen, desto schneller sind die ausgelaufen.

SPEAKER: Also ich sage mal, wenn wir sonst vorher vielleicht drei Wochen dann in so Schleifen drin sind, sind es jetzt vielleicht nur noch fünf Tage, was ich einen immensen Fortschritt tatsächlich dann sehe und dann ja, lassen wir es auch einfach zu, dass dann gegessen wird und versuchen selber da nicht selber noch mit reinzuhauen in diese ja letztendlich dann verbalen inneren Attacken. Weil es hilft nicht, es hat ja bisher keinen Effekt gehabt. Also je mehr man sich fertig... es ist ja nicht besser geworden dadurch, dass wir so agiert haben, sondern eher schlimmer und es fing erst an besser zu werden. Und das ist ja auch, das spielt so ein bisschen in dem mit dem, was du gerade gesagt hast, mit die einen Lebensmittel sind super gut, also Superfoods und die anderen Lebensmittel werden geächtet. Das ist Quatsch. Es gibt keine guten und schlechten Lebensmittel. Auch Schokolade ist vollkommen in Ordnung. Es ist eine. Das ist zumindest für uns jetzt so, natürlich ist es dann auch da wieder die Menge. Aber manchmal ist es auch in Ordnung, eine halbe Tafel Schokolade einfach zu essen und dann am nächsten Tag einfach weiterzumachen, ohne dann sich fünf Tage darüber zu ärgern, dass man eine halbe Tafel Schokolade gegessen hat. Weil das ist ja eher das Schlimme.

SPEAKER: S1

Ja, soll ich dir mal sagen, womit wir uns... Also es also richtig zugrunde gerichtet haben, gewichtsmäßig, also richtig ins in das gefährlichste Untergewicht dass wir hatten: eine Tafel Schokolade und eine Tüte Chips. Am Tag. So ne, da. Es geht überhaupt nicht darum, was man isst.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Genau.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Es geht darum, dass der Bedarf nicht gedeckt ist. Also. Genau. Ich glaube, bei diesen Traumageschichten gibt es für mich noch mal so einen Unterschied zwischen so ganz hoch not angetickten Anteilen, die so sehr, wo ich auch das Gefühl habe, ich habe ganz wenig Einflußmöglichkeiten darauf. Diese Hungererfahrungen haben wir auch gemacht und diese Anteile sind auch aktivierbar. Aber das haben wir hingekriegt durch... Dadurch, dass wir einfach wirklich aufpassen, dass wir gar nicht... Dass wir nicht mehr in dieses gar nicht mehr Essen reinkommen. Denn das ist bei uns glaube ich, gekoppelt an diesen Hunger, an dieses über eine Weile, über Tage hinweg Hunger haben, dann gehen die an. Es gibt aber eben auch diese Anteile, die einfach geliebt werden wollen und die gemocht werden wollen und angenommen werden wollen und dann so ganz große Not oder Ängste entwickeln, wenn sie das Gefühl haben, wir tun was, was dem entgegen spricht. Wenn man jetzt gerade diese schreiben ja gerade unser Buch fertig und wollen so März, April, das muss ich noch mal, ich muss mich da eigentlich drum kümmern, überhaupt Lesungen machen zu können. Und da ist das auch so, dieser Gedanke von "Okay, wir machen eine Lesung" und sind dann ja anguckbar und haben so ganz stark das Gefühl "und wenn wir dann da sind, dann sind die Leute enttäuscht". Und viele also...

SPEAKER: Und da gibt es halt so zwei Ebenen von. Einerseits geht es gar nicht anders, als zu enttäuschen, weil wir wir sind. Wir sind halt niemand anders. Und wir sind halt auch nicht das Bild, das sich andere von uns machen, sondern halt nur wir. Und da müssen wir uns dann halt immer dran erinnern, dass wir dafür keine Verantwortung übernehmen müssen, dass das einfach die Sache der Leute ist, aber der Umstand, dass es so ist. Ist halt das, was triggert und uns Angst macht und so, weil wir natürlich niemanden enttäuschen wollen, egal ob die Idee, die sich die Leute vorher von uns gemacht haben, aus uns kommt oder nicht. Wir wollen sie halt nicht enttäuschen. Wir wollen schön gefunden werden und wir wollen lustig gefunden werden. Wie auch immer, ganz viele Adjektive und nicht zwingend ist da drin "Wir wollen dünn gefunden werden". Das ist da eigentlich gar nicht so gar nicht so drin. Aber die Idee ist, all die anderen Adjektive, wie man uns finden kann, werden verstärkt oder vermindert, je nachdem, wie dick oder wie dünn wir sind.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Wie das Bewusstsein über das eigene Körpergefühl. Ja, weil das ist ja auch variabel. Das ist ja... Also man kann ja das. Ich sage jetzt mal, du hast ein Gewicht, Gewicht X Und wenn du sozusagen ich mache jetzt mal als Beispielrechnung, du hast vorher 80 Kilo gewogen und kommst auf 70 runter, dann fühlst du dich bei 70 Kilo echt wie ein King. Hast du aber vorher 60 gewogen und gehst auf 70 hoch, dann fühlst du dich mit 70 wie der letzte Loser. Ja, ja, es ist aber fucking das gleiche Gewicht. Entschuldigt, wenn wir hier so Ausdrücke benutzen. Aber es ist. Genau das trifft es halt. Das ist. Es ist nicht rational.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Genau. Und es ist auch genau. Ähm. In beiden Fällen bist du ja trotzdem lustig.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja, natürlich.

SPEAKER: SPEAKER:S1

SPEAKER: Und oder klug? Ja. Oder hilfreich oder wie auch immer.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Oder sympathisch. Oder alles Genau.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja, genau. Und das ist halt irgendwie das, was wir gerade versuchen. Dann... wenn ich merke, dass das so aufkommt. Und ich glaube, ich habe mich halt genau deshalb noch nicht um Lesungen gekümmert, weil ich einfach gerade nicht... Ich fühle mich gerade nicht schön genug. So nicht. Äh, also ich bin halt gerade selber noch nicht davon überzeugt, dass mein Buch trägt, als alleiniger Anlass auszuhalten, mich anzugucken. Äh... aber was halt reinzubringen ist, was man halt sagen muss oder was? Wo ich merke, dass es hilft, ist einfach, mir das genau immer wieder klar zu machen, dass das mein Gewicht nicht die Achse ist, die meinen Wert bestimmt und dass auch mein Aussehen nicht... keine Aussage darüber trifft, was für ein Mensch ich bin. Überhaupt nicht. Das hat man ja einfach auch ganz lange so ganz lange Schwierigkeiten gehabt, unter anderem anzuerkennen, dass mir Gewalt passiert ist, weil ich dachte "Wieso denn?" Hm, also ich hatte immer dieses, dass Leute mich sich nicht um mich gekümmert haben, konnte ich immer gut erklären mit der Ich war halt auch hässlich, war halt auch hässlich und eklig und keine Ahnung bla bla. Aber irgendwann halt auch. Ähm ja, "Warum sollte man sich so viel mit mir befassen?" So. Nee, also "ich würde mich mit mir auch nicht gerne befassen, so scheiße wie ich bin." Und auch da spielte Aussehen immer mit eine Rolle. Und da war es eigentlich ganz gut zu wissen... Da war so dieser Popp feministische Vergewaltigungsaufklärung total hilfreich für mich. Dieses "Scheißegal was du an hast." Da gab es mal eine Ausstellung, wo in der die Kleidung von Opfern von Vergewaltigung und Übergriffen so ausgestellt wurde. Und da war alles dabei, von Sportsachen bis zur kompletten Verschleierung, Nachthemden, Jogginganzüge, alles und und es war noch alle Größen da, von ganz klein, Baby bis ganz groß, eine ganz große, dicke Person und das und allen ist das passiert und das fand ich irgendwie so... Auch aufgezeigt zu bekommen hat mir total geholfen da mir klar zu machen wie... Also auf was für eine Erzählung ich da auch reingefallen bin. Es ist ja auch eine Erzählung zur Abwehr von Gewalt und Victim Blaming... Zu sagen, es lag daran, wie du ausgesehen hast oder was du gemacht hast...

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja, weil dann die Schuld wieder beim Opfer liegt. Ja, ja, klar.Genau. Ja, absolut. Ja.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Das zu reflektieren, hilft mir. Also, genau diese Dinge helfen mir halt bei diesen "milden Traumareaktionen". Also mild in Anführungsstrichen, wo ich nicht die Kontrolle verliere, sondern wo ich auf jeden Fall merke. "Okay, ich habe einen Gedanken, der ist traumabasiert. Und ich bin jetzt kurz davor, traumareaktiv zu handeln und die Kontrolle zu verlieren." Da merke ich, dass ich mit solchen Gedanken noch richtig gut dabei rumkomme und mich dann auch auch übers Essen beruhigen kann im Sinne von ähm, "guck mal hier, es ist alles da, Ich Und wenn ich das jetzt esse, dann wird meine Hand nicht plötzlich ganz dick", so dass es auch so was. So diese Selbstbeobachtung nach dem Essen, dass ich was gegessen habe und das nicht sofort in meinem Körper irgendwas verändert, sondern das einzige, was sich verändert, ist mein Gefühl, dass ich satt bin. Aber meine Form verändert sich nicht unbedingt.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Nein, das ist ja auch ein Irrglaube. Also nee, dass man auch das wie denkt irgendwie jetzt ich sag mal, fünf Staffeln oder fünf Staffeln ist jetzt wieder übertrieben, aber nur fünf Stücke Schokolade machen sofort irgendwie vier Kilo.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Totaler Quatsch. Das ist wirklich Quatsch.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Und ja, und? Aber wenn man das glaubt.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja klar. Ja, das ist ja auch.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Was man, weil man das... Ja, das ist ja alt.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja, aber ich hatte das auch als Körpergefühl so in meiner ganz anorektischen Phase war das auch, dass mein Körper natürlich auch darauf reagiert hat, dass was reingekommen ist. Und mein Blutdruck ging hoch, mir wurde warm und so. Und das habe ich immer gleich mit. "Ja, du bist eine fette, schwitzende Pottsau irgendwie..."

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja wahrscheinlich hat dein Körper da auch gesagt "Ah, endlich können wir mal ein bisschen Energie in Wärme packen. Endlich können wir genau mal ein bisschen wieder aufwärmen." Also als normale Körperreaktionen. Ja.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Genau. Aber darin wirst du ja dann auch nicht aufgefangen. Also ich war dann in der Klinik und ich fühlte das und konnte das ja dann auch nur in meinem Traumakram übersetzen. Das ist das mit dieser Interpretationsgeschichte. Und dann hieß es halt Ja, jetzt geh mal mit deinem Kopf dagegen an, du weißt es ja besser. Aber ich selber war ja in meinem Körper. Ich war in meinem Körpergefühl und war davon völlig in Panik und hätte eigentlich hätte halt Regulationsunterstützung gebraucht. Ganz, ganz klassisch, einfach und da das passiert dann aber eben nicht in diesen Behandlungssettings zum Beispiel, da wirst du einfach aufgepäppelt und kriegst dann, dann wird dir noch unterstellt, wenn dein Blutzucker dann erst mal wieder droppt. Also das gibt es ja auch, dieses Phänomen, dieses ... Ich weiß gar nicht, wie das heißt wieder Ernährungsphänomen, dass sein Blutzucker hochgehen sollte, weil du was gegessen hast, aber dann runter, weil dein Körper erst mal noch gar nichts damit anfangen kann und das also dann musst du dich mit so was auseinandersetzen, hast aber eigentlich doch gerade... bist doch eigentlich gerade damit beschäftigt, ähm eine Traumareaktion zu kompensieren. Und das finde ich so tragisch.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ich meine, das ist ja eh. Macht ein ganz riesig weites Feld auf, was ihr gerade sagt. Trauma in Kliniken und den damit umgegangen wird. Vielleicht ist das auch noch mal ein anderes Thema. Aber genau das ist ja der nicht adäquate.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Aber das ist halt das ist genau das ist aber auch, was ich nicht verstehe dass es dann auch so Thema Essstörungen darum also wir reden ja gerade nicht über Essstörungen, wir reden über Essen als selbstreguliertes Verhalten. Absolut ja. Und das wird aber oft missinterpretiert als Essstörung. Da geht es ja, finde ich schon los, dass das nicht gut voneinander getrennt ist, dass das häufig dann schon gleich pathologisiert wird, obwohl es eigentlich eine logische Reaktion ist. Und dann ist es so, dass Personen mit Essstörungen, vor allem wenn es Frauen sind oder als Frauen eingeordnete Menschen, dass dann sofort behauptet wird, es würde nur ums Aussehen gehen und da ginge es dann nur darum, zu gefallen und unperfekt sein zu wollen und so. Und das ist ja aber nicht der Fall.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Nein, überhaupt nicht.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Das ist ja bei vielen gar nicht der Fall.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Das hat ja wirklich. Also es hat also zumindest wir können ja nur von uns sprechen hat das sicherlich auch was mit Kontrolle zu tun. Aber Kontrolle warum? Weil man ja gerade innendrin wieder völlig auseinandergefallen ist. Und dann ist es erst mal vom Körper eine total logische Geschichte. Ich sage mal, um diesen Zusammenhalt in irgendeiner Form wieder zu kriegen, ihn irgendwie Unter- oder Übererregung zu gehen und dann da zu gucken, wie kann ich dann wieder mit Essen regulatorisch eingreifen. Ich finde das ehrlicherweise eine sehr, sehr gesunde Körperreaktion. Das, was dann psychisch von der Gesellschaft und von einem selbst mit alten Glaubenssätzen daraus gemacht wird, das ist noch mal was völlig anderes. Aber uns hat das geholfen, das irgendwann mal mit der Therapeutin von uns, die ja auch ja viel über Körper arbeitet, da irgendwie mal so diesen Dreh reinzukriegen."Ach so, es ist völlig logisch, was der Körper macht, das ist gesund. Also unser Körper ist echt, tatsächlich sogar gesund, weil der kann doch so reagieren." Hat uns viel geholfen. Also nicht, dass wir das immer gut finden, welche Ideen da unser Körper hat. Aber wir wir verstehen das tatsächlich. Zum Beispiel wir haben... Wir haben viel, viel mit Migräne zu tun. Wir hatten auch gestern leider einen großen Migräneanfall und sind froh, heute auch diese Aufnahme hier machen zu können. Aber es ist klar, wenn wir ein Migräneanfall haben, dann brauchen wir Kohlenhydrate, und zwar richtig Kohlenhydrate, also Nudeln. Und wir haben ja eine Glutenproblematik, das heißt dann eher Maiswaffeln und dann aber nicht nur drei abgezählte Maiswaffeln, sondern am Tag, wo wir Migräne haben, haben wir das Argreement bei uns inzwischen gefunden. Es ist okay, so viele Maiswaffeln zu essen, wie man braucht. Das ist ein mega Ding bei uns, dass wir das so zulassen können. Das ist.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Mal, es ist ein ganzes Paket, was für uns schon krass viel ist für den Tag. Und manchmal ist es auch sonst auch irgendwie nur nur keine Ahnung. Es ist egal wie viel, aber also deutlich weniger. Aber das zu erlauben, dass das okay ist, weil der Kopf gerade wahnsinnig viel Energie braucht, um sich wieder selber zu reparieren und da irgendwie, dass da ein Bedarf ist, das anzuerkennen, dass es ein Riesenschritt gewesen und dass es auf dieser ersten diese erste Traumaebene für uns auf der befinden wir uns gerade. Tiefer liegende Schichten oder oder andere Systeme sind davon nicht betroffen. Das kriegen wir da noch nicht so gut reguliert. Aber das immerhin zu erlauben oder dass es dann okay ist, auch auch noch einen Kakao zu trinken und so. Also. Das ist also, ja.

SPEAKER: S1

Ja, ich glaube, man macht sich irgendwie auch nicht so klar, wie tief diese, diese Verbote und Erlaubnisse, mit denen man als Kind aufgewachsen ist, wie tief die gehen, SPEAKER: S2

Ja, ich glaube, man macht sich irgendwie auch nicht so klar, wie tief diese, diese Verbote und Erlaubnisse, mit denen man als Kind aufgewachsen ist, wie tief die gehen, SPEAKER: sehr tief,

SPEAKER: S1

SPEAKER: dass man die einfach nicht loswird. Und ich glaube, dass es das betrifft natürlich die, die diese diese Erlaubnis Schrägstrich Verbote so eingequält gekriegt haben oder so durchgesetzt bekommen haben. Das ist natürlich noch mal eine andere Ebene als bei Leuten, die einfach nur so eine soziale Ablehnung erfahren haben, also "einfach nur" für Kinder auch genauso furchtbar wie geschlagen werden. Aber nein, ich meine die, die eben nicht geschlagen wurden und die auch nicht unbedingt direkt sofort gespürt haben, dass sie existenziell bedroht waren.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Also das ist ja zum Beispiel bei uns im System. Wir als Alltagsteam sind nicht betroffen, sag ich jetzt mal so platt.Also wir sind, wir haben

SPEAKER: S1

SPEAKER: ja und trotzdem merkt ihr, dass

SPEAKER: S2

SPEAKER: wir haben. Trotzdem merken wir dann erst. Genau. Und deswegen können wir aber zumindest da für uns schon mal schaffen, diesen Umgang zu finden. Und wir haben die Hoffnung, dass wir in zehn Jahren ... vielleicht gibt es ja in zehn Jahren hierzu auch noch mal eine Folge... Werden wir dann sehen, dass man dann irgendwie auch schon gucken kann, ob man auch da noch mal weitergekommen ist. Aber wenn wir nicht schaffen, das erst mal für uns so für unsere Struktur so aufzubauen und anzunehmen, dann können wir das ja auch nicht glaubhaft weitervermitteln für uns innen. Wenn wir schon phobisch werden bei der sechsten Maiswaffel, dann ja, sind wir ja auch unglaubwürdig. Wir müssen erst mal das vorleben, sage ich jetzt mal vorsichtig.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Und ja. Wobei ich ja auch... Ich habe neulich die Erfahrung gemacht, dass es total... manchmal irgendwie Sinn haben kann. Sich mit ängstlichen oder mit uns zu befassen, die da näher dran sind. Bei uns sind es Jugendliche und es gibt eine Jugendliche, die sich so ganz aus diesem... Also es ist natürlich irgendwie traurig.. aber sie hat so ja, "ich kann euch eh nicht gerecht werden. Scheißegal, ich bin halt scheiße" so, das ist... Das ist kein schöner State, aber er ist ja unabhängig vom Blick von außen. So, und dieser Anteil hat uns dann irgendwann mal vermittelt, dass es ... also wir haben ein klitzekleines Problem mit Innens, die Sachen verstecken, die Essen verstecken und wir wissen noch nicht warum, wieso. Wir können da gerade noch nicht dran arbeiten. Wir haben auch andere Töpfe offen, aber dieses Innen, dieses unabhängige Innen hat uns so vermittelt "Es ist totaler Stress, wenn wir Essen hin und herschieben. Also wenn es nicht so feste Orte gibt dafür, wo das ist. Und es ist totaler Stress, immer so warten zu müssen." Also es geht gar nicht. Es geht dann oft gar nicht darum, ich muss immer was da haben, um es auch zu essen, sondern ich muss was da haben, um zu wissen, dass es da ist und dass ich weiß, was los ist. Ja, und ich weiß, es ist. Ich weiß, wie es schmeckt. Es muss auch immer das gleiche sein, es kann nicht so, diese Varianz sollte da nicht so gegeben sein, aber das ist ja perfekt und super einfach herzustellen für mich als erwachsene Person.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja klar.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ich kann Ihnen sagen okay,.. also das ist ja dann auch wieder innere Kommunikation... Ich konnte dann einmal mit diesem unabhängigen Innen ins Gespräch gehen und vermitteln, was es alles darf, denn dieses ihn ist auch nicht so "Okay, Ich habe eine Karte, eine Geldkarte und ich kann da ausgeben was ich will. So okay, krass", sondern auch dieses Innen kann er dann nach innen geben. Okay, ihr habt Stress. Ich habe mich gerade mit den anderen darum gekümmert, dass immer was da ist und es ist etwas, was ihr kennt und es ist was, was immer gleich ist und das auch immer an der gleichen Stelle ist. Das heißt, ihr müsst nicht, wenn ihr dann mal was findet, zufällig, wenn ihr zufällig da seid, warum auch immer, müsst ihr nicht das, was ihr dann gerade seht, an einen Ort bringen, von dem ihr sicher wisst, wo der ist, sondern ihr müsst euch nur angewöhnen, diese Schublade in dem Raum, da ist es drin. Ja, und das, das hat jetzt schon so viel Druck rausgenommen, aber so ganz subtil. Also es hat nicht dieses ... es hat nicht verändert, dass bestimmte Sachen immer noch verschwinden. Das liegt aber daran, dass es frische Sachen sind, die man einfach nicht in der Schublade liegen lassen kann. Aber es hat dieses... dieses... Ich weiß, das klingt irgendwie ein bisschen groß, aber dieses panische Suchen, ich weiß dieses, dieses Suchmoment mit, das auch ein bisschen mit Desorientierung zu tun hat... so ist so mit räumlicher Desorientierung, das ist nicht mehr da, sondern so es. Ich hab das Gefühl, dass Sie sich jetzt auch ein bisschen besser in meiner Wohnung zurechtfinden, die ja auch für Sie fremd ist, dadurch, dass Sie halt jetzt diesen einen Punkt mindestens kennen.

SPEAKER: S2

SPEAKER: So'n Anker im Prinzip.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Genau und von allen Wegen in der Wohnung, wo auch immer sie sein können, sie kommen da dran vorbei. Und das ist ... ich habe das Gefühl, dass das dann, wenn es dann so kippt, schon auch so eine Ebene hat von. "Das kenne ich" und das ist aber was was sowohl "ich bewege mich da jeden Tag drin" "dieses unabhängige Innen manchmal in bestimmten Situationen dann ist es auch orientiert auf diesen Punkt" und "diese lost Innens irgendwie, die kennen diesen Punkt auch" und ich habe das Gefühl, dass es dadurch wie so eine Säule durch die Schichten ist, der also... äääh

SPEAKER: S2

SPEAKER: ich kann mir gut vorstellen,

SPEAKER: S1

SPEAKER: der inneren Struktur ja okay und das ist irgendwie was ich denke "ja, krass, okay, cool, da können wir ein Fundament drauf bauen, irgendwann vielleicht oder noch eine Säule dran bauen oder so." um die zu orientieren.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Wir haben was Ähnliches nachts früher gehabt, wir sind wach geworden und waren zum Teil, also manche, also wenn es dann bestimmte waren, die wach wurden, waren schon auch ich sag mal relativ desorientiert und dann sind wir hier irgendwie durch die Wohnung getapert nach irgendwas Essbarem und haben dann Essanfälle bekommen, weil ja aus Gründen dann halt und was wir jetzt dann irgendwann angefangen haben bei uns ist oben in den Nachtisch einfach eine kleine Schale mit Nüssen hinzustellen. Also einfach weil auch etwas länger haltbar, weil auch da immer irgendwie so Obst, nicht Obst zur Nuss oder oder irgendwie so was gesucht wurde. Manchmal tue ich da auch noch ein bisschen Trockenobst hin oder so. Und seitdem wir das machen und wenn die wach werden und dann werden halt manchmal einfach drei Nüsse gegessen oder manchmal auch die ganze Schale, aber das ist dann völlig okay. Aber dann haben wir nicht mehr dieses ziellose durch die Wohnung tapern, irgendwie alles Essbare essen, was dann irgendwie gefunden wird und sich am Morgen wundern... Und ja, das haben wir damit ein bisschen auffangen können. Das erinnerte mich jetzt so ein bisschen daran, so ein Ankerpunkt in dem Sinne zu setzen und auch einfach wirklich zu vermitteln, wenn du wach wirst, da steht ein Glas Wasser, da ist was zu essen, viel free, bitte bedien dich. Es ist vollkommen okay.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Genau, genau. Du kannst dich jederzeit versorgen, du bist jederzeit versorgt und auch jederorts. Genau das ist, glaube ich, es ist so ein bisschen merkwürdig... Also durch unseren Kinderwunsch haben wir uns natürlich jetzt auch schon mit 1000 Sachen befasst, die man Kindern beibringen muss und so bla bla. Aber es ist halt auch so was, wo ich denke, Kinder, wenn, wenn die halbwegs ungestört sind und wenn das alles irgendwie gut funktioniert mit dem Stillen zum Beispiel oder einfach egal welche Ernährung. Aber dann haben die ja einfach - sie quaken, sie kriegen was zu essen, sie quaken, sie kriegen was zu essen.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Natürliches Gefühl

SPEAKER: S1

Sie geben einen Laut, sie spüren was und sie bekommen was. Also egal, was das Baby macht, als erstes guckst du: "Hat es Hunger?" Und das ist ja irgendwie. Das ist halt auch das, wo ich denke, okay, das ist doch übertragbar. Warum denken wir eigentlich, als Erwachsene ist ein erstes unangenehmes Gefühl, das wir haben, nicht Hunger in irgendeiner Form? Das muss ja nicht unbedingt Hunger nach Essen sein.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja, natürlich.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Aber warum? Warum? Warum ist es so mit Scham belegt, anzunehmen, dass wir Menschen in erster Linie erst mal was rein haben wollen.

SPEAKER: SPEAKER S2

SPEAKER: Ja, absolut.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Also als würde man da herauswachsen aus diesem ganz ursprünglichen Bedürfnis. Das ist doch total verrückt.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja, total verrückt. Ja, zumal es da ja auch unterschiedliche Menschentypen gibt. Es gibt ja Menschentypen, die hat tatsächlich auch, ich sag jetzt mal. Also unsere Frau zum Beispiel ist ein totaler Morgenmensch, also sie liebt es ausgiebig und riesengroß morgens zu frühstücken. Wir gar nicht. Wir essen eher am liebsten unsere größere Mahlzeit mittags, was wunderbar funktioniert, wenn wir also am Wochenende... wir bleiben dann halt am Tisch sitzen. Das ist vollkommen okay, wenn sie dann ausgiebig frühstücken möchte und ansonsten hier in der Woche essen wir tatsächlich meistens unser erstes Frühstück... also ja, manchmal auch schon morgens um acht... Heute noch nicht, weil wir zu aufgeregt waren. Wir wussten, dass wir gleich mit der Aufnahme. Also wir haben eben mal dreimal in eine Banane gebissen, damit der Magen so ein bisschen beruhigt ist. Aber wir werden gleich tatsächlich dann erst essen. Und das ist aber ja nicht verkehrt. Aber es wird auch da wieder so ein gesellschaftliches Bild gemacht irgendwie. "Ja, immer super top, immer super gesund, super morgens, mittags, abends." Am besten auch viel Rohkost, was tödlich für unseren Körper ist. Wir können Rohkost wirklich kaum verwerten und wir sind keine schlechten Menschen, weil wir keinen Salat essen. Wir essen dann eher lieber sag ich mal ein Salat aus Ofengemüse. Also was schon so ein bisschen vorgegangen.

SPEAKER: S1

SPEAKER: warmen Salat halt.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Genau. Und dem wird nicht Rechnung getragen, dass Menschen da so unterschiedliche Bedürfnisse haben. Es gibt auch Menschentypen, die wir müssen fünf mal am Tag eher kleinere Mahlzeiten essen und so, das ist das, das weiß keiner, das wird, dem wird nicht Rechnung getragen und man wird einfach in so eine Norm gepresst. Also der Mensch so als Schablone in eine Norm und so und so muss es sein. Und dann bist du ein guter Mensch. Ja, schrecklich.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja, dann kannst du dich, dann kannst du dir sicher sein, dass dir nichts passiert. Da wird dich niemand angreifen, wenn du ein guter Mensch bist.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Genau das ist das.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Es halt eine Traumawahrheit. Aber es ist auch eine Traumawahrheit, die oft bestätigt ist. Also es ist.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Aber in Nicht-Traumakontexten, sondern in unserer normalen Umwelt auch immer wieder Bestätigung findet.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Genau das ist halt echt ein Problem.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja.

SPEAKER: SPEAKER:S1

SPEAKER: Wobei ich sagen muss, dass eben die Bindungserfahrungen, die man macht, dann helfen. Also es hilft mir total viel, mit dem Partner zusammenleben, mir auch immer wieder die Zeit zu nehmen, mir ganz bewusst zu machen, in wie vielen Situationen ich dachte, er lehnt mich ab, weil ich ihm nicht zustimme oder weil ich andere Vorschläge mache oder weil ich auch keine Lust habe auf irgendwas, worauf er Lust hat oder so und mir dann ganz bewusst zu machen Du hast das gesagt, er hat das aufgenommen, wir haben einen Kompromiss gefunden. Und nichts ist passiert.

SPEAKER: Und das man denkt halt irgendwie immer, dass das so, dass das dann nicht gilt, weil der Partner, den hat man ja sowieso schon um den Finger gewickelt, der ist ja eh schon auf einen reingefallen und denkt, man wäre total nett. Und in Wahrheit ist das nicht so.. Ja, aber. Also wie fies, dass es auch gegenüber dem Partner, als könnte der nicht selber sich Gedanken machen.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Als hätte er nicht selbst einen freien Willen, ne

SPEAKER: S1

SPEAKER: Genau. Und wie man halt dann auch abwertet, dass das halt ist. Also es ist ja selbst wenn, selbst wenn er darauf reingefallen sein sollte, hat man ja trotzdem immer noch einen Kontakt, in dem man dann ist, in dem man dann nicht verletzt wird, weil man Grenzen hat zum Beispiel. Und da merke ich halt, okay, das sind auch so, so fiese Aspekte am Trauma, die man auch nicht so gerne anspricht. Dass man irgendwie auch ganz oft die Leute um sich rum abwertet und die Beziehungen, die man zu ihnen hat, indem man eben denkt, dass man sie da hinmanipuliert hätte. Und in Wahrheit sei es ja ganz anders, dass man mit diesem, ja, mit dieser Trauma Wahrheit von. "Du bist nicht liebenswert, egal was du machst, egal wie doll du dich anstrengst, du bist nie sicher", dass man damit einfach auch ganz real heute noch Dinge abwertet.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Weil es halt irgendwie so lange zur Lebensrealität gehört hat und weil es auch in vielen Kontexten dann immer wieder auch Bestätigung gefunden hat. Und sei es halt nur irgendwie über über diese Ess-Thematik, dass man irgendwie denkt, man sitzt irgendwie in der Schule und beißt in sein Brot und ein Lehrer guckt einen kritisch an. Vielleicht hatte der einen schlechten Tag, aber man bezieht es sofort auf sich und denkt Irgendwie sehe ich jetzt wieder eklig aus beim Essen oder so..

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja, ja, aber der Kern ist ja irgendwie bei all, bei diesen Sachen vor allem, dass man im Trauma denken muss, man könnte was verändern.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja, ja, ja, so ist man.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Man muss ja nur anders sein, als man ist. Und dann passiert einem nichts mehr. Dann kann man verhindern, dass man verletzt wird.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja. Und das ist schon die Utopie, die einfach nicht real ist, die nicht stimmt.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Aber die man braucht. Stell dir mal vor, du hättest das nicht gedacht.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja, natürlich. Klar. Dann wären wir nicht mehr hier. Das ist klar.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja. Zumindest nicht mehr so eloquent.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Wahrscheinlich.

Speaker: S1

Speaker: Ich hab mal so drüber nachgedacht neulich... also ich sammele die ja gerade so ein bisschen, die Traumawahrheiten, weil wir Traumaarbeit machen. Und dann muss ich mir halt da ein bisschen Gedanken drüber machen. "Okay, was hab ich da für Gedanken hinter?" Und dann, "Was muss ich mit meiner Therapeutin besprechen und was nicht?" Und wenn, ich hab halt so überlegt, wie hätte ich sein müssen, wenn ich all diesen Wahrheiten entsprochen hätte? Mir wär nie was passiert. Nie. Gar nichts. Weder das Gute noch das Schlechte wäre mir je passiert, wenn alle meine Traumawahrheiten wahr gewesen wären. Ich wäre einfach schon als Baby gestorben.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja. Ganz klar, ganz klar.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Also deswegen ist halt, finde ich es auch wichtig, noch mal zu sagen Traumawahrheiten sind nichts Schlechtes in sich. Sie sie helfen und sie helfen oft nicht nur in der traumatischen Situation, sondern auch in einem Alltag, in dem man noch nichts anderes als Traumawahrheiten hat. Man braucht halt Realitätswahrheiten und um die zu leben muss man halt Realitäten herstellen. Und um die auszuhalten. In ihrer Entwicklung, sind Traumawahrheiten auch wieder hilfreich.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Man braucht halt ein gewisses Sicherheitsgerüst, was erst mal sozusagen aufgebaut werden muss, um dann sozusagen die eine Strebe, die dann die Traumawahrheit bildet, langsam abbauen zu können oder ummanteln zu können oder wie auch immer man sich da irgendwie, welches Bild man sich dann schafft, weil einfach wegnehmen wird nicht funktionieren, weil dann fällt man. Genau.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Genau, ja.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja, absolut. Dann hast du. Dann wird aus einer kurzen Essstörung eine chronische und du bist ewig lange in Therapie. Ich glaube, dass es für viele Hörerinnen gar nicht mal so schlecht zu wissen, dass es eben nicht darum geht, alles, was man geglaubt hat, abzubauen, also weg und ersatzlos zu streichen. Also

SPEAKER: S2

SPEAKER: Auch interessant in Anführungsstrichen noch mal für eine weitere Folge da würden wir euch nämlich gerne noch mal weiter drüber mit unterhalten. Ja, mit euch. Ja.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Also auch so ein in Anführungsstrichen gestörtes Essverhalten kann halt nicht von jetzt auf gleich weg sein.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Nein, auf gar keinen Fall.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Und wenn da nichts anderes ist, dann...

SPEAKER: S2

SPEAKER: Man kann nicht plötzlich aufhören zu essen, wenn man vorher zu viel gegessen hat. Oder man kann plötzlich nicht anfangen, ganz normal ganz viel zu essen, wenn man vorher nicht gegessen hat, weil das hat ja einfach Gründe, warum man das genauso tut. Und man muss Stützgerüste aufbauen sozusagen. Man braucht Krücken erst mal, um sich da dann weiter entlanghangeln zu können. Definitiv. Weil ja es immer eine Funktion hat. Auf jeden Fall ja, und die ist völlig in Ordnung, die Funktion, ne... das ist, sonst wäre man nicht mehr da und. Aber das anzuerkennen, zehn Jahre Therapie ungefähr. Aber ja, das ist gut. Wenn man langsam so diese Gedanken hat und auf diesen Weg dann gehen kann. Und das ist sehr sehr traurig, dass es da tatsächlich in Deutschland kein adäquates Hilfeangebot gibt. Also zumindest mir nicht bekannt. Vielleicht kennt ja da jemand irgendwie Einrichtungen, die da eher auch mit diesem Grundgedanken arbeiten, aber ist mir nicht bekannt. Und deswegen werden wir auch niemals in eine Klinik für Essstörung gehen können.Das ist

SPEAKER: S1

SPEAKER: ja.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Obwohl wir manchmal dringend da Hilfe bräuchten. Aber das wäre völlig am eigentlichen Thema vorbei, weil der Grundgedanke nicht anerkannt wird.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Ja genau. Ja, auf dieser freundlichen Note würde ich diese Episode gern beschließen. Ja, genau. Also keine freundliche Note. Aber hier.. gut. Also was anderes... ja, es gibt einfach strukturell nichts Vernünftiges. Das ist die Realität. Wir waren ja gerade bei Wahrheiten.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja, genau.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Es ist, wie es ist. Danke.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ja. Danke für die... Für den Raum und die Plattform hier.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Genau. Ja. Und dann bis zum nächsten Mal. Habt eine gute Zeit.

SPEAKER: S2

SPEAKER: Ihr auch.Tschüss.

SPEAKER: S1

SPEAKER: Tschüss.