das Podcast zum Leben mit dissoziativer Identitätsstruktur
00:00:10: Ja, jetzt ist warm, ne?
00:00:30: Hallo zu diesem Format von vielen, in dem ich ein bisschen selbsthilfemäßig klingen werde,
00:00:52: aber ich versuche mich damit zurückzuhalten. Thema, wie geht man denn in Kontakt mit Inns.
00:01:05: In Klammern, die große Lebensentscheidungen treffen oder getroffen haben, die so ganz
00:01:11: anders sind als man sie selber treffen würde. Und zwar habe ich mir die Folge mit Anna nochmal
00:01:18: angehört und habe gedacht, dass ich ein bisschen schwammig auf die Frage,
00:01:24: geantwortet habe, weil ich selber weiß, was ich damit meine, wenn ich sage, ich,
00:01:32: versuche verständnisvoll auf andere ins zuzugehen und mir vorzustellen, warum
00:01:40: sie bestimmte Entscheidungen wie treffen. Und es erschien mir einfach, als hätte
00:01:47: da so fünf Schritte vorausgesetzt, die für andere Menschen, die sich als viele erleben,
00:01:54: vielleicht noch gar nicht so konkret gefüllt sind. Und das teile ich jetzt mal ein bisschen.
00:02:00: Und zwar ist es verständnisvoll drauf schauen,
00:02:07: Ja, das ist so leicht gesagt und ich glaube, auch im Alltag ist man sich oft nicht so richtig klar, was man damit eigentlich meint,
00:02:15: mit Verständnis haben.
00:02:17: Denn Verständnis kommt aus Verstehen und Verstehen.
00:02:23: Kommt von Stehen. Und da, wo man steht, darauf, also so wie man steht, so schaut man auf Dinge.
00:02:32: So entwickelt sich Perspektive Und eine Einsicht von Dingen zu haben, von anderen Menschen, führt zu Verständnis, also dazu, dass man den Platz einer anderen Person einnimmt und von da aus einmal schaut, okay, wie sieht die Person denn etwas.
00:02:50: Das Problem beim Vielesein ist, dass das allein nicht reicht.
00:02:54: Das ist ein guter Start, sich zu überlegen, wie sehen Kinder die Welt, wenn es um Kinder geht?
00:03:03: Wie sind ihre Mittel und Möglichkeiten? Wo sind ihre Grenzen?
00:03:07: Was können sie so gut schaffen? Da gibt es schon viele Tabellen und Skalen.
00:03:12: Auch in der Außenwelt.
00:03:14: Man kann sich immer gut angucken, wie Außenkinder sich entwickeln.
00:03:18: Das Problem ist, dass das nicht so übertragbar ist auf Innenkinder.
00:03:22: Denn in Kindern sind nur kindliche Zustände und keine Organismen, die kindlich sind.
00:03:31: Und das ist wichtig. Es ist insofern wichtig, weil Kind zu sein, biologisches Kind zu sein,
00:03:38: bedeutet auch eine gewisse biologische und soziale Unreife.
00:03:42: Und ein kindlicher Zustand von einem erwachsenen Menschen bedeutet eine erwachsene Biologie, eine erwachsene Reife.
00:03:54: Und ich spreche jetzt gar nicht mal von Idealentwickelt, sondern einfach von einer gewissen Reife.
00:03:59: Es gibt einfach gewisse Reifeprozesse, die im Erwachsenenalter passiert und abgeschlossen sind.
00:04:05: Und die auch bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten ermöglichen und die prinzipiell bereitgestellt sind.
00:04:15: Und es bedeutet auch, dass etwas in diesem Körper von dieser Reife schon profitiert, profitieren kann.
00:04:26: Der kindliche Zustand bedeutet häufig keinen Zugriff auf diese Fähig- und Fertigkeiten zu haben.
00:04:33: Also zum Beispiel die Erinnerung daran, dass man schon ganz oft mit Messer und Gabel erfolgreich gegessen hat,
00:04:39: gegessen hat, oder dass man Auto fahren kann, oder dass man Verantwortung tragen kann für bestimmte,
00:04:45: Situationen, weil man sie komplett überblicken kann oder so. All das kann nicht zur Verfügung
00:04:51: stehen und so entsteht der Eindruck, in einem kindlichen Selbstzustand, also übersetzt, wenn
00:04:57: Wenn ein Innenkind präsent ist und den Alltag befüllt, dann ist es unreif wie ein Kind.
00:05:05: Aber gerade wenn es darum geht, in Kontakt zu gehen mit diesen Kinder-Inns oder eben,
00:05:15: auch mit anderen Anteilen, die vielleicht das gleiche Alter haben wie ich, aber nicht,
00:05:18: die gleichen Lebenserfahrungen gemacht haben, halte ich das für wichtig, im Hinterkopf
00:05:23: zu behalten, weil man sich als Erwachsenes allgemein alltagsfähig ist, als Alltagsperson,
00:05:33: da kann ich mir noch tausendmal Gedanken darüber machen, wie es ist, was Kinder können und
00:05:38: was Kinder nicht können und so weiter.
00:05:41: Ich kann das Gefühl nicht erfassen.
00:05:46: Das ist ein Schuh, in den ich nicht reingehen kann.
00:05:51: Ganz ähnlich geht es dem Fahrer hinter mir. Immer nach, dass ich bedankt.
00:06:09: Genau, also das ist wichtig.
00:06:13: Sich reinversetzen heißt, die Perspektive annehmen zu können.
00:06:16: Und das können wir über äußere Vorgaben herausfinden. Dieses Vorgehen hat aber Grenzen, wenn es darum geht, bestimmte emotionale Vorgänge
00:06:26: oder das Lebensgefühl eines Kindes nachzuempfinden.
00:06:30: Das funktioniert so einfach nicht. Und das funktioniert auch nicht bei Innenkindern.
00:06:40: Mir hilft es, Verständnis für Kinder-Inns oder jüngere Anteile als mich zu entwickeln,
00:06:46: wenn ich mir ganz genau anschaue, was diese Inns tun in meinem Alltag.
00:06:55: Also es passiert nicht oft, aber wenn diese Anteile in meinem Alltag auftauchen,
00:07:00: dann passiert es bei mir einfach immer über äußere Trigger. Und nie, weil die Inns sich entscheiden, dass das jetzt ihre Außenzeit ist.
00:07:09: So funktioniert das bei uns nicht.
00:07:13: Und deshalb hab ich ... ist mein Verständnis von diesen Inns auch eins, ähm ...
00:07:20: Das eng verknüpft ist mit Konzepten von Schutz. Und zwar gar nicht mal, weil ich denke,
00:07:24: dass diese Inns absolut alltagsinkompatibel sind und keine Alltagsfähigkeiten haben.
00:07:30: Da lerne ich jetzt, je mehr Kontakt ich habe, lerne ich immer deutlicher,
00:07:35: dass sie tatsächlich sogar sehr ausgeprägte Alltagskompetenzen haben und in manchen Bereichen sogar kompetenter sind als ich,
00:07:40: oder andere Kompetenzen mitbringen als ich.
00:07:44: Aber ...
00:07:48: Verknüpft mit diesen Zuständen, mit diesen Inns, ist einfach, dass sie keine erwachsenen,
00:07:54: vollorientierten Entscheidungen treffen können.
00:07:58: Einfach schon dadurch, dass bestimmte Inhalte nicht zugänglich sind.
00:08:01: Wenn ein Innen meine Telefonnummer von zu Hause nicht im Kopf hat,
00:08:05: dann ist es in Gefahr.
00:08:07: Meine Telefonnummer zu wissen, gehört zu meinem Sicherheitsnetz.
00:08:10: Und ja, ich könnte jetzt 5.000 ...
00:08:14: Sicherheitsoptionen mir dann ausdenken für speziell dieses Kinder-Inn oder für speziell ...
00:08:20: Das Auftauchen von Inns.
00:08:22: Ich kann aber auch schauen, dass ich ein Triggermanagement habe,
00:08:25: um diese Anteile dann entsprechend nicht oft,
00:08:30: Und ich entsprechend auch nicht so oft in Gefahr bin.
00:08:32: Oder genau sofort in Gefahr bin, wenn ein solcher Anteil aktiv ist.
00:08:43: Mir hat's geholfen, Alltagsprotokolle zu haben, also Tagebuch zu schreiben oder mir Notizen zu machen,
00:08:50: was in meinem Tag so war.
00:08:53: Vor einigen Tagen, wo ich viel Zeit verloren hab, war's ... hat es sich als sehr wichtig herausgestellt,
00:09:01: dann besonders lange Protokolle zu machen oder besonders detailliert zu werden.
00:09:06: Grade in Zeiten, wo ich wiederholt viel Zeit verliere. Das war bei mir früher im Herbst oft der Fall.
00:09:13: Wenn ich auch so Wecklaufepisoden hatte, weil ich dann so eine Kombination hatte aus Müdigkeit und äußere Trigger.
00:09:23: Also, ich hatte Schlafmangel durch das Wecklaufen. Angst durch das Wecklaufen und Trigger im Außen,
00:09:30: die zu dem Wecklaufen geführt haben.
00:09:33: Und genau diese Tage, wo ich einfach sehr viel Zeit verloren habe,
00:09:36: habe ich sehr detailliert aufgeschrieben, um mir dieser Trigger gewahrt zu werden
00:09:41: und zu schauen, was kann ich machen, wie kann ich zu Schlaf kommen,
00:09:46: welche Anpassungen muss ich in meinem Alltag vornehmen und so weiter und so fort.
00:09:49: Auch so entwickle ich ein Verständnis für diese Inns.
00:09:55: Und zwar halt nicht, ja, also ich weiß dann halt nicht, was die gerne für Joghurt essen,
00:10:01: aber ich weiß, was sie rausholt.
00:10:04: Übersetzt mit, ich weiß, was dazu führt, dass ich die Kontrolle über mich verliere.
00:10:08: Und damit meine ich auch nicht meine Handlungskontrolle,
00:10:11: sondern meine Zustandskontrolle. Denn auch jetzt noch, wo ich viel assoziierter bin mit diesen Anteilen,
00:10:18: habe ich nicht unbedingt immer den totalen Zeitverlust.
00:10:25: Aber schon auch oft, wenn ich mich um die Dinge kümmere, und den absoluten Blackout, aber schon auch oft dieses nicht viel,
00:10:36: nicht viel angenehmere mitkriegen, was ich tue, aber nichts dagegen tun können,
00:10:41: und auch sehr deutlich merken, dass mir bestimmte Informationen einfach fehlen,
00:10:46: oder ich bestimmte Dinge einfach nicht mehr kann.
00:10:49: Also sich selber sehr kindlich zu fühlen und zu merken, dass man sehr kindlich,
00:10:56: denkt und sehr kindlich spricht, ist auch nicht gerade angenehmer, nur weil man es mitkriegt.
00:11:04: So viel dazu. Aber diese Zustände helfen mir auch, mein Verständnis für diese Anteile zu vertiefen.
00:11:13: Denn ich merke eben genau diese emotionale Ebene, die ich am Anfang aufgemacht habe oder berührt,
00:11:21: habe. Das ist das eine zu wissen, Kinder können nicht Auto fahren. Es ist das andere, im Auto zu,
00:11:26: Das ist wirklich nicht zu können, weil man sich gerade kindlich fühlt,
00:11:29: weil gerade eine Alarmsirene angegangen ist.
00:11:37: Ich glaube auch, dass man in diesem Verständnisprozess oder in diesem Versuch der Annäherung sich
00:11:59: selber als erwachsener anteil oder als junger mensch älterer anteil alltagsnahe anteil
00:12:06: so ein bisschen offen sein muss für die eigene arroganz oder die eigenen überheblichkeiten,
00:12:14: oder eigene annahmen die man hat aufgrund der fähigkeiten die man hat also sich sehr,
00:12:22: dass man selbst immer die richtigen Entscheidungen trifft.
00:12:31: Ist nicht unbedingt ein guter Berater, wenn es darum geht, das Verhalten anderer Anteile zu beurteilen.
00:12:41: Es kann sein, dass eine Entscheidung überhaupt keinen Sinn macht und sehr unsinnig erscheint.
00:12:48: Das kann sein, und das ist vielleicht auch von außen so zu beurteilen,
00:12:52: Aber es kann eben sein, dass man in einem anderen Zustand, in einem anderen Paar Schuhe,
00:13:01: mit anderen auch Annahmen einfach ganz andere Entscheidungen trifft.
00:13:08: Und dann ebenfalls sehr davon überzeugt ist.
00:13:16: Letzter Punkt. Ich glaube auch, dass es wichtig ist, sich selber aushalten zu können in diesem Prozess und auch mit den
00:13:23: Konsequenzen dieses Verständnisses umgehen zu können.
00:13:31: Ah ne, ein Schritt zurück. Also sich dieser Diskrepanz bewusst zu sein ist auch wichtig, weil man aus Gründen davon dissoziiert war und ist, zu fühlen und zu
00:13:45: denken und einschätzen zu können, wie diese anderen Inns denken, fühlen und einschätzen.
00:13:51: Also wir sind nicht nur voneinander getrennt, weil wir jeweils anders sind,
00:13:57: weil wir eben nicht diese anderen Inns sind, sondern auch, weil unsere Kompetenzen mit der,
00:14:03: Perspektive und dem Empfinden dieses anderen Zustands umzugehen manchmal einfach noch gar nicht da sind.
00:14:14: Also, dass man diese Konfrontation mit den anderen Inns oder auch das Fühlen der anderen Inns und das Mitkriegen, was die machen,
00:14:23: das hat ja auch eine Schutzfunktion.
00:14:28: Was auf der einen Seite wichtig ist und immer so lange erhalten bleiben muss,
00:14:36: wie es nötig ist, andererseits muss es natürlich auch herausgefordert werden,
00:14:41: wann immer das möglich ist.
00:14:44: Und da kommen wir dann zum letzten Punkt, nämlich, dass man in der Lage sein muss,
00:14:49: mit den Konsequenzen seiner Wahrnehmung umgehen zu können.
00:14:53: Also, es nutzt überhaupt nichts, wenn ich weiß, da ist ein Kind dahin ...
00:15:00: Und ... keine Ahnung, das macht irgendwas, was ich irgendwie abstoßend finde.
00:15:05: Es nutzt mir überhaupt nichts, das zu verstehen.
00:15:08: Wenn dieses Verstehen zum Beispiel dazu führt, dass ich mehr Kenntnis über das erlittene Trauma habe,
00:15:17: wenn ich damit noch nicht umgehen kann oder wenn ich damit nicht begleitet werden kann,
00:15:23: in der Verarbeitung dessen und in der Einordnung dessen, also auch meines Eindrucks davon,
00:15:32: dann nutzt es nichts und ist auch nicht klug, sich dem immer wieder auszusetzen.
00:15:42: Ein akutes Beispiel zum Beispiel, ich habe Inns, die immer wieder Essen verstecken und,
00:15:51: ich kriege es hin zu merken, dass sie es machen, ich kriege es hin mitzubekommen, dass sie es tun.
00:15:57: Also das ist insofern gut, als dass ich jetzt nicht mehr von irgendwelchen Tieren in meiner
00:16:03: Wohnung überrascht werde, weil da irgendwo ein verstecktes Lebensmittel ist.
00:16:08: Aber ich komme zum Beispiel noch nicht dran, was dahintersteckt, was ist es.
00:16:13: Im Moment kann ich nur annehmen, es ist, wie es ist.
00:16:20: Und es erscheint in den Momenten logisch. Aber ich gehe da jetzt nicht auf Ursachenforschung.
00:16:33: Das mache ich, wenn meine Therapeutin nicht irgendwie in erziehbarer Zeit länger im Urlaub ist.
00:16:38: Das mache ich, wenn nicht andere Themen oben aufliegen.
00:16:41: Wir gucken da drauf. Essen zu verstecken an sich ist eine Entscheidung,
00:16:45: die ich nicht treffen würde.
00:16:47: Aber es ist auch keine Entscheidung, die jetzt krass irgendwie alles durcheinanderwirbelt in meinem Leben.
00:16:53: Sondern die ich auch in einen zeitlichen Ablauf bringen kann.
00:16:56: Also, übersetzt, ich kann damit leben, ab und zu in einen Zustand zu kommen,
00:17:02: in dem es mir logisch erscheint, Essen zu verstecken.
00:17:06: Und dann drei Stunden später wieder in einem Zustand zu sein,
00:17:09: in dem es mir nicht mehr logisch erscheint.
00:17:11: Und dann die Sachen aus dem Versteck zu nehmen und ganz normal abzulegen.
00:17:17: Also ... Ich hab damit eine Situation geschaffen, in der ich selber entscheiden kann,
00:17:24: widme ich mich jetzt dieser traumatischen Ursache.
00:17:26: Und das ist ja höchstwahrscheinlich eine Traumageschichte da im Hintergrund. Oder nicht.
00:17:32: Gehe ich jetzt erst mal damit um und reagiere einfach erwachsen.
00:17:41: Das sind, glaube ich, die Schritte, die man gemacht haben muss,
00:17:44: um wirklich verständnisvoll auf andere hinzuzugehen.
00:17:47: Man muss ... diese Konzepte draufhaben.
00:17:54: Und, na ja, wie schafft man sich die drauf? Keine Ahnung, ich hab irgendwie einfach damit angefangen.
00:17:59: Irgendwann hatte ich den Dreh raus.
00:18:02: Hab immer so ein bisschen hin und her überlegt, was könnte das denn heißen, was soll ich machen, was, was, was?
00:18:07: Dann hab ich einfach gemacht, und irgendwie ging's dann.
00:18:10: Ich bin unbefriedigt, I know, aber irgendwie ist es einfach so.
00:18:15: Wenn es mir irgendwann wieder einfällt, werde ich davon erzählen.
00:18:20: Bis dahin.
00:18:24: Ein schönen Tag noch. Ja, da ist er, jo.
00:18:31: Stinky.
00:18:36: Ja, die spielen und du nicht. Das ist ein Skandal. Ich weiß. Das ist ja fürchterlich. Ein ganz fürchterlicher Skandal.
00:18:50: Wieso piepst denn das Auto so viel? Himmel!